Sehenswertes in Salt Lake City
von Karl Teuschl

© DuMont Reiseverlag

Der historische Tempelbezirk
der mormonischen Kirche

Wichtigster Sightseeing-Punkt ist im Herzen der Stadt der Historic Temple Square, das mit blühenden Gärten, Skulpturen und Alleen schön gestaltete Heiligtum der mormonischen Kirche. Das umzäunte Geviert des Platzes wird überragt vom sechstürmigen Tempel, der zwischen 1853 und 1893 in neugotischem Stil erbaut wurde. Der Monumentalbau aus Granit, gekrönt von einer goldenen, vier Meter hohen Statue des Engels Moroni, ist allerdings für Besucher nicht zugänglich.

Besichtigt werden können dafür die übrigen Bauten des Platzes. Am großen Visitor Center auf der Nordseite beginnen die Führungen: zur ebenfalls gotisch gestylten Assembly Hall aus dem Jahr 1882 sowie zum Tabernacle. Dieser 1867 aus Sandstein und Holz erbaute Versammlungssaal ist bekannt für seine perfekte Akustik und dient als Konzerthalle des berühmten Mormon Tabernacle Choir, dessen Sonntagskonzert landesweit im Radio übertragen wird - ununterbrochen jede Woche seit 1929! Untermalt werden die Aufführungen des 340 Mitglieder starken Chores von einer der größten Kirchenorgeln der Welt - mit immerhin 120 000 Pfeifen. Ebenfalls sehenswert ist im Freigelände das Seagull Monument. Es erinnert an die wundersame Rettung der Mormonen während ihres ersten Sommers am Salt Lake. Schwärme von Heuschrecken fielen damals über ihre Felder her - doch dann erschienen plötzlich Möwen und vertilgten die biblische Plage.

Mehr über die Pioniertage erfährt man im großen Museum of Church History & Art auf der Westseite des Temple Square. Der legendäre Treck vom Missouri zum Great Salt Lake und die harten Jahre beim Aufbau der Kolonie sind die Hauptthemen. Aber auch die mormonische Religion wird veranschaulicht, und sogar einige der heiligen Ritualbauten im Inneren des Tempels sind zu sehen.

Der massige Bau gleich nebenan birgt die Family History Library, das wohl größte genealogische Archiv der Welt. Der Grund, warum dieses Archiv gerade hier in Salt Lake City steht, ist so skurril wie einleuchtend: Nach mormonischem Glauben können längst verstorbene Urgroßeltern und andere Ahnen noch nachträglich getauft und damit für den Himmel gerettet werden. Nur ihre Namen und Lebensdaten müssen bekannt sein - und so sammeln die Mormonen fleißig historische Aufzeichnungen aus aller Welt.

Stadtplan SLC Downtown

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Auch als Besucher kann man in den records nach Verwandten fahnden. Vielleicht ist ja ein entfernter Onkel nach Amerika ausgewandert und einer seiner Nachkommen zu den Mormonen konvertiert. Im Erdgeschoß des Joseph Smith Memorial Building auf der Ostseite des Temple Square stehen Archiv-Computer, zugänglich für die Besucher. Auch sonst ist das kürzlich prächtig restaurierte Smith Building einen Besuch wert. Es war bei seiner Eröffnung im Jahre 1911 als »Hotel Utah« das beste Haus am Platze. Heute bietet sich von der Aussichtsplattform im obersten Stock ein schöner Blick über den Temple Square, und werktags kann man im angeschlossenen Restaurant mormonische Kost genießen.

Noch weiter über die Berge, die Stadt und die unendliche Ebene des Salt Lake schweift der Blick von der Aussichtsplattform im nebenan gelegenen LDS Church Office Building. Der 28stöckige Büroturm - der höchste Bau in Salt Lake City - ist der Geschäftssitz der »Heiligen der Letzten Tage«, hier wird über die Zukunft des mormonischen Kirchenimperiums bestimmt.

Aus der Zukunft in die Vergangenheit: Im Schatten des LDS-Büroturms stehen neben dem mächtigen, grünspanigen Eagle Gate an der Ecke State Street und South Temple zwei fast rührend kleine Pionierhäuschen, die auf Führungen zu besichtigen sind. Dies war das einstige Anwesen des Mormonenführers Brigham Young. Im 1855 erbauten Beehive House rechter Hand entschied er über die Geschicke seiner Anhänger im ganzen Territorium. Das Lion House wurde ein Jahr später dazugebaut, um die Familie des »Propheten« unterzubringen - schließlich hatte Brigham Young 27 Frauen und mehr als 40 Kinder.

Doch nun zum weltlichen Salt Lake City. Südlich des Temple Square pulsiert um Main und State Street das säkulare Leben. Gleich gegenüber von Lion und Beehive House locken etwa in der ZCMI Center Mall und nebenan in der Crossroads Plaza Läden und Boutiquen zum amerikanischen Shoppingerlebnis. Ein weiteres, sehr beliebtes Einkaufszentrum mit vielen Restaurants und Kneipen für den Abend liegt übrigens ganz am Südrand der Innenstadt: der Trolley Square.

Südwestlich des Temple Square erstreckt sich der große Komplex des Salt Palace, ein Kongreßzentrum, dem auch das Visitor Center der Stadt angeschlossen ist, sowie die moderne Abravanel Concert Hall und das Salt Lake Art Center, das wechselnde Ausstellungen zeigt. Das Viertel südlich und westlich hiervon hat sich - im Zuge der Lockerung der Alkoholgesetze - zum aufkeimenden Restaurantdistrikt entwickelt. Vor allem an Sportabenden im Frühjahr, wenn in der Arena des Delta Center die landesweit berühmte Basketballmannschaft »Utah Jazz« spielt, ist im Viertel einiges los.

Ein Bummel nordwärts auf der State Street führt hügelan zum blumenumrahmten State Capitol. Majestätisch thront das 1916 erbaute Parlament Utahs über der Innenstadt, ein Prunkbau im Renaissance-Stil, modelliert nach dem Capitol in Washington mit 50 m hoher Kupferkuppel. Eine kleine Ausstellung im Untergeschoß widmet sich der Geschichte des Staates von den Pioniertagen hin zur Ära der Autorennen in der Wüste am Salt Lake.

Auf der Südseite des Capitol ist im ehemaligen Rathaus, der Council Hall, ein großes Visitor Bureau des Staates Utah untergebracht. Und auf der Westseite des Parlaments können Geschichtsfans im Pioneer Memorial Museum in die frühe Siedlergeschichte eintauchen: Altes Farm- und Küchengerät, Pferdewagen, Gewehre und historische Kleidung auf vier Stockwerken lassen kaum einen Aspekt der Pionierzeit aus.

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