Salt Lake City: Ins Land der Mormonen
von Karl Teuschl

Was zuerst auffällt in Salt Lake City, sind die breiten, sauber gefegten Boulevards. Nun sind auch in anderen amerikanischen Städten die Straßen meist breiter als in den engen, alten Städten Europas, doch hier in der Hauptstadt Utahs sind sie besonders ausladend, geradezu majestätisch. Nicht zu Unrecht, schließlich ist Salt Lake City nicht nur die Hauptstadt von Utah, sondern auch der Mittelpunkt eines Gottesstaates, einer Religion. Was für die Katholiken Rom und für die Juden Jerusalem, das ist Salt Lake City für die Mormonen. Und die stadtgründenden Pioniere planten schon früh ihre Kapitale in großem Stil. Die Straßen sollten nach dem Willen ihres Führers Brigham Young »breit genug sein, so daß ein vierspänniges Ochsenfuhrwerk wenden könne«. Auch dafür übrigens, daß die Straßen sauberer sind als sonstwo in den USA, sorgen die Mormonen. Doch davon gleich mehr.

© DuMont Reiseverlag

Salt Lake City im Abendlicht, dahinter die
bis zu 3000m hohen Wasatch Mountains

Salt Lake City liegt auf gut 1.300 m Höhe am Fuß der Wasatch Mountains - der westlichsten Kette der Rockies. Ein gezacktes wildes Bergmassiv, mit über 3.000 m hohen Gipfeln. Davor erstreckt sich eine weite Ebene, fruchtbar nur am Rande, wo die Schmelzwasserbäche aus den Bergen das Land bewässern. Jenseits dieses grünen Gürtels aber beginnt die Wüste des Großen Salzsees, die weit nach Westen bis Nevada reicht.

Diese topographischen Kontraste bescheren der Stadt am Salt Lake ein zwar zu Extremen neigendes, aber doch recht angenehmes Klima: im Sommer trocken und heiß, im Winter sonnig und trockenkalt. Schnee fällt in der Stadt selbst nur wenig. An den Hängen der Wasatch Mountains jedoch stauen sich die von Westen heranziehenden Wolken und sorgen für den berühmten Pulverschnee, der die Pistenfans so begeistert.

Der Weg von der Pioniersiedlung im Wilden Westen zur modernen Metropole war nicht lang. Kaum 150 Jahre ist Salt Lake City alt. Noch um 1840 lebten nur einige halbnomadische Stammesgruppen der Paiute-Indianer in der Umgebung des Salzsees. Die einzigen Weißen, die sie je sahen, waren Trapper, die auf dem Weg zu ertragreicheren Jagdgründen in den Rockies vorüberzogen.

Doch dann kam das Jahr 1847 und mit ihm die Mormonen. Am 24. Juli 1847 - ein Tag, der heute als »Pioneer Day« alljährlich mit einem großen Fest und der »Days of ’47 Parade« begangen wird - erreichte der erste Stoßtrupp über die Wasatch Mountains kommend das Tal. Monatelang waren sie quer durch den Kontinent gezogen, auf der Suche nach einer neuen Heimat im Westen. »This is the place«, soll ihr Anführer Brigham Young damals beim Anblick der weiten, leeren Ebene zu Füßen der Berge gesagt haben. Noch im selben Jahr siedelten rund 2.000 mormonische Pioniere im neugegründeten Salt Lake City. Tausende folgten, manche kamen sogar aus Europa, um beim Aufbau der Stadt zu helfen. Mit Fleiß und Gottesfurcht machten die Latter Day Saints (LDS), die »Heiligen der Letzten Tage«, wie sie sich selbst nennen, das Land urbar, bauten Bewässerungsanlagen und pflanzten Obstgärten an.

Als Utah 1896 zum US-Bundesstaat erklärt wurde, war Salt Lake City die natürliche Wahl für die neue Hauptstadt. Zwar ließen sich damals bereits Nicht-Mormonen hier nieder, doch bis heute werden Stadt und Staat dominiert von der Kirche und ihren recht konservativen Vorstellungen eines gottgefälligen Lebens. Bis heute herrschen strenge Alkoholgesetze, und das Rauchen ist nicht erst seit dem Gesundheitstrend der letzten Jahre verpönt. Die sonst in amerikanischen Städten hohe Kriminalitätsrate liegt in Salt Lake City deutlich niedriger.

Dennoch ist die Zeit in Salt Lake City nicht stehengeblieben. 170 000 Menschen leben heute in der Stadt, im Großraum sind es rund eine Million - die Hälfte aller Einwohner des Staates Utah. So hat sich die Stadt zur lebendigen, zeitgemäßen Metropole gemausert - mit bunten Shoppingmalls, schicken Restaurants und gut besuchten Kneipen. Wirtschaftlich steht Salt Lake City auf gesunden Beinen: Vor allem High-Tech-Industrien, Computerfirmen wie »Novell« und große Rüstungsbetriebe schaffen Arbeitsplätze. Doch auch traditionelle Erwerbszweige wie Bergbau und Landwirtschaft sind für die Stadt und ihr Umland nach wie vor von Bedeutung.

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